Projekt „Wie wollen wir leben?“

Wir, das S2-Profil Religion / PGW, hatten am 13. Juni 2017 für einen Projekttag (sechs Unterrichtsstunden) zwei Teamer/innen des Projektes „Wie wollen wir leben? – Filme und Methoden für die pädagogische Praxis zu Islam, Islamfeindlichkeit, Islamismus und Demokratie“ zu Gast. Die Workshops werden vom Hamburger Landesinstitut (LI) und dem Berliner Verein ufuq.de angeboten und befassen sich mit Religion, Identität, Zugehörigkeit, Geschlechterrollen, radikalen Predigern im Internet und Diskriminierungserfahrungen. Die Teamer/innen, meist selbst Muslime, arbeiten mit Filmen und Methoden, die von ufuq.de in Kooperation mit der Hochschule für Angewandte Wissenschaften in Hamburg (HAW) entwickelt und bundesweit in einer Vielzahl von Workshops erprobt wurden.

Die beiden Teamer/innen haben mit uns unter der Leitfrage „Wie wollen wir leben?“ über verschiedene Themen gesprochen. Das von uns ausgewählte übergeordnete Projektthema war „Gottes Gesetze?“ – dabei ging es insbesondere um die Frage „Welche Rolle spielt Religion in einer Demokratie?“ und folgende Unterthemen:
– Was assoziieren wir mit Religion? (Schwerpunkt Islam)
– Auseinandersetzung mit Vorurteilen
– Auseinandersetzung mit Fundamentalismus (religiösem Exklusivismus)
– Auseinandersetzung mit eigenen und anderen Werten und Normen
– Was assoziieren wir mit Demokratie? (mehr als Mehrheitsbeschlüsse)

Nach der Begrüßung durch die Teamer/innen Lotta und Hussein, einem sehr netten, offenen Team, fanden wir uns in einem Sitzkreis zusammen, einigten uns zunächst auf das Duzen und begannen mit einigen kleinen Auflockerungs- und Bewegungsspielen, welche Kommunikation erforderten und sich mit den einzelnen Personen und deren Wünschen auseinandersetzten. Daraufhin konnte sich jede/r von uns zunächst schriftlich in Einzelarbeit dazu äußern, was er/sie mit dem Islam assoziiert. Nach der Vorstellung der Ergebnisse zeigten uns die Teamer/innen den Trailer der zum Projekt gehörigen Kurzfilme, welcher sich mit der Meinung eines Fundamentalisten und zweier Theologen befasste. In einer Diskussionsrunde äußerten wir unsere Auffassungen über den Trailer und über den Islam. Dabei diskutierten wir die vorgetragenen komplett unterschiedlichen Ansichten.

Im zweiten Teil sahen wir unseren Schwerpunktkurzfilm „Gottes Gesetze?“, sprachen über die Vereinbarkeit von Islam und Demokratie, die wörtlich-dogmatische Herangehensweise an Heilige Schriften durch Fundamentalisten (im Film die Taliban), die einen absoluten Wahrheitsanspruch durchsetzen wollen, und die Alternative einer theologischen Herangehensweise. Im zweiten Teil des Films berichtete der Flüchtling Mirwais, wie er als Kind und Jugendlicher im Afghanistan der Taliban lebte und welche Folgen die Herrschaft der Taliban, die ihre Lesart des Islams allen anderen aufzwingen wollten, für die Bevölkerung hatte. Nach einer ersten Gesprächsrunde über den Film überraschte uns Hussein mit einem Rollenspiel, ohne es vorher angekündigt zu haben. Lotta sagte nur, dass Mirwais nun zu uns in die Runde kommen werde und wir dem Flüchtling all unsere Fragen stellen dürften. Hussein verließ den Klassenraum und wir sammelten schon einmal unsere Fragen. Dann holten wir „Mirwais“ in unsere Runde und erfuhren im Gespräch mit ihm schon sehr deutlich, wie es einem Flüchtling geht und was er durchgemacht hat. Diese Methode war für uns eine ganz besondere Erfahrung.

Im Anschluss gingen wir in vier Gruppen und überlegten, was passieren würde, wenn die Taliban in Deutschland an der Macht wären, und zwar zu folgenden Bereichen: Freunde / Freizeit, Familie / Liebe, Beruf / Schule, Frauen- und Männerbild. Wir diskutierten in unserer Gruppe die möglichen Auswirkungen, notierten sie für die anderen und stellten unsere Ergebnisse im Plenum vor. So reflektierten wir die Folgen der Durchsetzung eines fundamentalistischen Weltbildes im Alltag.

Im letzten Teil beschäftigten wir uns mit folgenden Fragen:
– Wie wollen wir zusammen leben?
– Was ist uns wichtig im Leben?
– Welche Regeln sind uns wichtig?
– Was würden wir gern in der Gesellschaft ändern?
– Was können wir tun, um Sachen zum ändern, die uns stören?
Zunächst sollte jede/r von uns wieder schriftlich auf die ihn bewegenden Fragen eingehen. Nach der Stillarbeitsphase stellten wir alle unsere Ergebnisse vor, indem wir auf die für sie besonders wichtigen Fragen eingingen. Wir reflektierten gemeinsam, wie wir uns ein gemeinsames ideales Zusammenleben in der Gesellschaft vorstellen.

Ganz zum Schluss wurden wir noch um ein Feedback gebeten, das nach diesem Super-Projekttag natürlich nur sehr positiv ausfallen konnte. Herzlichen Dank an Lotta und Hussein sowie an Christoph Berens vom Referat Gesellschaft am LI für die Organisation.