Luftbild der Lessing-Stadtteilschule

Projekt „Wie wollen wir leben?“

Wir, das S1-Religionsprofil, hatten am 22. Januar 2019 (Profiltag) für einen Projekttag (sechs Unterrichtsstunden) eine Teamerin und einen Teamer des Projektes „Wie wollen wir leben? – Filme und Methoden für die pädagogische Praxis zu Islam, Islamfeindlichkeit, Islamismus und Demokratie“ zu Gast. Die Workshops werden vom Hamburger Landesinstitut (LI) und dem Berliner Verein ufuq.de angeboten und befassen sich mit Religion, Identität, Zugehörigkeit, Geschlechterrollen, radikalen Predigern im Internet und Diskriminierungserfahrungen. Die Teamer/innen arbeiten mit Filmen und Methoden, die von ufuq.de in Kooperation mit der Hochschule für Angewandte Wissenschaften in Hamburg (HAW) entwickelt und bundesweit in einer Vielzahl von Workshops erprobt wurden.

Die beiden sehr netten und offenen studentischen Teamer/innen Lotta und Hussein haben mit uns unter der Leitfrage „Wie wollen wir leben?“ über verschiedene Themen gesprochen. Das von uns ausgewählte übergeordnete Projektthema war „Gender“ – es ging also insbesondere um die Frage des Verhältnisses zwischen den Geschlechtern. Dazu hatten uns unsere Teamer/innen u.a. verschiedene Kurzfilme, Spiele und weitere Anreize vorbereitet, welche Diskussionen in der Klasse einleiteten.

Zu Beginn der ersten Doppelstunde hingen sie zwei Schilder mit den Begriffen „Trifft zu“ und „Triff nicht zu“ an gegenüberliegende Wände und es wurden Aussagen vorgelesen, zu welchen wir uns positionieren sollten. Beispielsweise war die erste Aussage, dass Männer das Geld nach Hause bringen sollten um ihre Familien zu ernähren. Dabei stellten alle Jungen sich zum Schild mit der Aufschrift „Trifft zu“ und ein Großteil der Mädchen zu „Trifft nicht zu“. Das zeigte selbstverständlich, dass es Meinungsunterschiede in der Klasse gab und jeder durfte, wenn er wollte, sich zu seiner Position äußern. Bemerkenswert an dem Ganzen war, dass jede Meldung angenommen, aufmerksam angehört und aufgegriffen wurde. Jede Meinung warf eine neue Frage auf, wodurch es zu sehr viel neuem Gesprächsstoff kam. Nachdem die Gespräche und Diskussionen beendet waren, bekamen wir alle einen Zettel mit dem Begriff Islam ausgeteilt. Wir sollten zu jedem Buchstaben aus dem Wort Islam, ein neues dransetzten, welches wir damit in Verbindung brachten. Nach 5 Minuten sammelten wir die Begriffe am Whiteboard und auch hier gab es wieder viele Nachfragen und großen Diskussionsbedarf.

Nach einer Pause wurden Bilder von verschiedensten Gegenständen, Motiven und Aussagen auf dem Boden ausgelegt, welche mit dem Begriff Gender in Verbindung gebracht werden konnten. Beispielsweise ein Kinderspielzeugkatalog, in welchem „Mädchen“spielzeuge wie Küchengeräte, Staubsauger oder Puppen und „Jungs“spielzeuge wie Waffen oder Autos angeboten wurden. In unserem Sitzkreis durfte sich jeder zu den Bildern äußern, und den meisten wurde klar, dass eine typische Geschlechtsidentität beispielsweise durch solche Kataloge gefördert wird: Frauen, welche sich nur um den Haushalt kümmern, und Männer, welche teure Autos fahren und viel Geld verdienen. Anschließend wurden neue Bilder ausgelegt, doch diesmal mit verschiedenen Persönlichkeiten. Die Klasse sollte aufstehen und jeder sich ein Bild nehmen. Dann gingen wir den Sitzkreis entlang und jeder sollte seine ausgewählte Persönlichkeit vorstellen. Dabei entpuppte sich beispielsweise ein schwarzer US-amerikanischer Mann namens Daayiee Abdullah als homosexueller Imam, der eine Gemeinde leitet, in der die Geschlechter gleichberechtigt sind und nicht nur Männer Gebete leiten dürfen. Dies warf ebenfalls großen Diskussionsbedarf auf und jeder durfte seine Meinung äußern.

Hussein und Lotta erläuterten uns am Ende noch einmal die Idee der Workshops, nämlich dass sie verschiedene Module zum Thema „Wie wollen wir leben?“ anbieten, um Akzeptanz und Toleranz zu fördern, damit wir niemanden aufgrund der Art und Weise, wie er seine Religion auslebt oder sich selbst wahrnimmt, diskriminieren. Ganz zum Schluss wurden wir noch um ein Feedback gebeten, das nach diesem intensiven Projekttag natürlich nur sehr positiv ausfallen konnte. Das Profil war sich einig, dass wir solche Workshops weiter empfehlen sollten. Herzlichen Dank an Lotta und Hussein sowie an Christoph Berens vom Referat Gesellschaft am LI für die Organisation.

Ilayda, S1-Religionsprofil