10. Februar 2019
Exkursion zur Kirchenbesichtigung
Am Donnerstag, den 31.01.2019, besuchten wir, der Religionskurs des PGW-Reli-Profils, eine evangelisch-lutherische Kirche. Beim Eintreten gingen wir durch den Vorraum, eine Art Vorbereitungsraum, in dem man alles draußen lassen soll, was einen von der Begegnung mit Gott abhält, in den eigentlichen „heiligen“ Kirchenraum. Der Vorraum hat somit auch eine Symbolik, es ist sowohl eine räumliche als auch eine geistige Trennung vom großen Kirchenraum. Zusammen mit unserem Lehrer setzten wir uns auf die in der Kirche vorhandenen Stühle, was uns auf den ersten Blick sehr ungewöhnlich erschien, denn normalerweise findet man in vielen Kirchen mehrere Reihen von Bänken, die man nicht verschieben kann. Ebenfalls ungewöhnlich war die Anordnung der Stühle, sowohl frontal zum Altar als auch seitlich zur Kirchenmitte gerichtet. Diese Anordnung ist sehr kinderfreundlich, wie wir fanden, um z.B. beim Gottesdienst für Groß und Klein auf ausgelegten Kissen Platz zum Krabbeln und Spielen zu bieten.
Zuerst haben wir besprochen, was uns im Allgemeinen auffiel. Vieles davon hatte eine symbolische Bedeutung. Es gab einen erhöhten Altar, nach Jerusalem ausgerichtet, der als Ort der Taufe, des Abendmahls und bspw. der Konfirmation dient. An den Wänden, die den Altarraum (das „Allerheiligste“, das nur von bestimmten Personen bzw. bei bestimmten Anlässen wie Taufe, Konfirmation, Eheschließung betreten werden darf) räumlich abgrenzten, hingen Kerzen nebeneinander, die Wärme spendeten und ein Symbol der Endlichkeit und der Vergänglichkeit sind. Auf dem Tisch in der Mitte des Altars befand sich eine aufgeklappte große Bibel. Diese spiegelt die Gegenwart Gottes in der Kirche wider. Das große Kreuz unmittelbar hinter der Bibel, das an Jesu Kreuzigung und Auferstehung erinnert, hatte einen Stier eingearbeitet, eines der vier Symbole der Evangelisten. Der Stier steht für Lukas, der Löwe für Markus, der Adler für Johannes, der Mensch für Matthäus. Weitere Tiere, die im Christentum eine Symbolik haben sind der Fisch, griechisch Ichthys (jeweils die ersten Buchstaben: Jesus Christus Gottes Sohn Retter), der bereits im Urchristentum für die Speisung der 5000 (5 Brote und 2 Fische) stand, die Tauben, die sowohl den Frieden darstellen als auch für den Heiligen Geist stehen. Das Tuch, mit dem der Tisch bedeckt wurde, symbolisiert das Leibtuch Jesu; und die Blumen, die sich auch auf dem Altar und anderen Tischen wiederfanden, sind ein Zeichen der Schöpfung und der Endlichkeit. Der Altarraum war sehr offen und hell mit schönen Fenstermalereien, wie man sie in vielen Kirchen vorfindet. Gegenüber vom Altar befand sich ein Balkon, auf dem die Orgel war, die ebenfalls eine Symbolik aufweist. Sie steht für die Verbindung von Himmel und Erde und die Verbindung von Metall und Holz mit dem Wind (Lebensodem).
Um ein wenig mehr auf die Architektur einzugehen: wie die meisten Kirchen war auch diese ein Langhaus mit jeweils einer Abzweigung links und rechts von der Mitte des Saals, sodass es ein Kreuz ergibt. Es gibt allerdings auch runde Kirchen. Die Säulen symbolisieren die Standhaftigkeit des Glaubens und der Turm, den man von außen sieht, die Nähe zu Gott und den Blick zum Himmel. Er steht für die Verbindung der Menschen zu Gott. Die Glocken, die zu bestimmten Zeiten läuten, dienen als Aufruf zum Gebet, sind ein Symbol für Reinheit und geben natürlich auch die Zeit an. An einigen Kirchen befindet sich auch ein Hahn als Symbol für die Geschichte der Verleugnung Jesu durch Petrus. Das Kreuz auf der Turmspitze veranschaulicht die Treue Gottes zu den Menschen wegen Christus.
Auf diesem Ausflug haben wir auch noch viel Allgemeines und Historisches über Kirchen und das Christentum gelernt, z.B. dass es wie in allen Religionen zahlreiche verschiedene Richtungen gibt; die größten Konfessionen des Christentums sind Protestanten (evangelisch), Katholiken und Orthodoxe, so wie es im Islam Aleviten, Sunniten und Schiiten gibt. Jede von ihnen lebt ihre Religion und ihren Glauben etwas anders aus. Auch von der Optik her gibt es Unterschiede: demnach gibt es Kirchen, die eher schlicht (evangelisch-reformiert, evangelisch-lutherisch) gehalten sind und solche, die eher prunkvoll (katholisch, orthodox) geprägt sind. Die Konfessionen unterscheiden sich auch in Bezug auf die Sakramente („heilige Handlungen“): die Taufe und das Abendmahl gelten in allen Kirchen, während die Firmung, die Beichte, die Eheschließung, die Priesterweihe und die Krankensalbung nur in der katholischen und orthodoxen Kirche gelten. Dies liegt daran, dass die Taufe und das Abendmahl in der Bibel vorkommen. Das Abendmahl wird auch von Katholiken anders gesehen als von Protestanten. Der Traubensaft oder Wein soll das Blut Jesu symbolisieren und das Brot sein Fleisch. Katholiken sehen dies als wirkliche Verwandlung, während Protestanten es symbolisch betrachten. Dieser „Abendmahlsstreit“ besteht heute noch: die katholische Kirche erlaubt kein gemeinsames Abendmahl von Katholiken und Protestanten.
Weitere Elemente der Kirche sind die besonders in der evangelischen Kirche wichtige Predigt, der Gesang, das Gebet sowie das Glaubensbekenntnis. Das Glaubensbekenntnis beinhaltet u.a. den Glauben an Gott, die Schöpfung, Jesus Christus – den Sohn Gottes, die Auferstehung, die Vergebung der Sünden, das ewige Leben, Endlichkeit und den Heiligen Geist, durch den der Glaube zu uns kommt.
Abschließend möchte ich sagen, dass wir sehr viel über das Christentum und die Symbolik gelernt haben, was keinem von uns in diesem Ausmaß bewusst war.
Sunem Oral, S4 PGW-Reli-Profil