Luftbild der Lessing-Stadtteilschule

Exkursion des Reli-Profils zur Synagoge

Am 14.08.2019 durfte das Religionsprofil, mit Herrn Spänhoff als Tutor, die Synagoge Hohe Weide besuchen. Vor der Synagoge empfing uns eine nette Dame, die schon seit einigen
Jahren als Religionslehrerin in der Gemeinde, die ca. 2000 Mitglieder hat, tätig ist. Als wir in die Synagoge eintraten, gingen wie in den Raum, welcher für den Gottesdienst der Juden genutzt wird und setzten uns auf die Bänke. Die Dame führte uns in das Judentum ein, indem sie uns erzählte, dass das Wort Synagoge aus dem Griechischen stammt und übersetzt Haus der Gemeinde bedeutet. Ansonsten sind die Begriffe im Judentum aus der hebräischen Sprache. Des Weiteren erklärte sie uns, dass Synagogen immer in Richtung auf das Zentrum des Judentums ausgerichtet sind, nämlich nach Jerusalem, wo sich der Tempel befand, von dem heute noch die Westmauer (Klagemauer) steht. Als es noch den Tempel in Jerusalem gab, existierten keine Synagogen. Sie sind eine Entwicklung aus der Zeit nach der Zerstörung des Tempels (im Jahre 70 unserer Zeitrechnung) und können überall aufgebaut werden, wo es jüdische Gemeinden gibt. In das Allerheiligste des Tempels durfte niemand hinein, bis auf den Hohepriester, dem es einmal im Jahr gestattet war.

In einer Synagoge befinden sich immer bestimmte Requisiten, wie der „heilige“ Schrank, welcher nicht selber heilig ist, aber dafür die Torarollen, die sich in ihm befinden. Dies geht auf die Bundeslade von Moses zurück, in der die 10 Gebote aufbewahrt wurden. Direkt darüber befindet sich das „ewige Licht“. Außerdem befinden sich vorn in der Synagoge ein Tisch, u.a. für die Torarollen sowie ein achtarmiger Leuchter. Einen Altar gibt es nicht, da es auch keine Opfergaben mehr gibt.

Im Anschluss erzählte sie uns von den Festen Bar Mizwa und Bat Mizwa. Mit diesen Festen feiern Jungen im Alter von 13 und Mädchen im Alter von 12 Jahren ihre Aufnahme als vollwertiges Mitglied der Gemeinde. Diese Aufnahme findet in der Synagoge statt, wo acht Männer aufgerufen werden, um einen Abschnitt aus der Tora vorzutragen. Der Bar Mizwa-Junge wird als letzter aufgerufen, um seinen Abschnitt vorzulesen. Dieser muss sich gut vorbereiten, um den Text im hebräischen Original gut vorlesen zu können. So wird er zum ersten Mal aufgerufen und steigt ein paar Stufen hoch zum Tisch, wo die Tora liegt. Er liest die Verse mit einem Lesestab vor, da es verboten ist die Tora anzufassen.

Es gibt für die Herstellung von Torarollen den Beruf des professionellen Schreibers, welcher eine Feder und ganz besondere Tinte benutzt, um die Tora abzuschreiben. Das ist recht mühsam, denn er muss genauso schreiben, wie die erste Tora geschrieben wurde. Er benötigt ca. ein Jahr dafür. Am Ende wird die Torarolle zusammengenäht und an den Ecken werden Holzstäbe befestigt, die den Lebensbaum mit all den positiven Eigenschaften eines Baumes (z.B. Blätter, Früchte) darstellen sollen. Die Tora ist für Juden der Lebensbaum, an den sie sich halten, denn die Tora ist für die Menschen und nicht für Gott. Übrigens ist die Tora nicht die gesamte Heilige Schrift, nach der sich die Juden richten, sondern nur ein Teil. Sie richten sich nach der ganzen jüdischen Bibel, die im Christentum oft unangemessen als „Altes Testament“ bezeichnet wird – für das Judentum ist es aber nicht „alt“. Das Neue Testament ist für das Judentum ohne Relevanz. Die Hebräische Bibel besteht aus drei großen Teilen: Die fünf Bücher Mose (Tora), die Prophetenbücher (Neviʼim) und die übrigen Schriften (Ketuvim).

Ferner gibt es für die Juden sogenannte Kaschrut-Regeln, dies sind die Speisegesetze. Sie unterscheiden zwischen koscheren, also erlaubten Lebensmitteln, und nicht koscheren, demnach unerlaubten Lebensmitteln. Koscher bedeutet übersetzt rein, und alle Tierarten, die Wiederkäuer sind und zweigespaltene Hufe haben, sind rein. Fische, die Flossen und Schuppen haben, gelten ebenso als rein. Bevor man das Fleisch eines Tieres isst, muss das Blut vom Fleisch entfernt werden, da man früher dachte, dass das Blut die Seele des Tieres sei. Zusätzlich trennen gläubige Juden Milchiges von Fleischigem, denn es gilt das Bibelzitat: „Du sollst nicht das Böcklein in der Milch seiner Mutter kochen.“ Ebenso trennen die Juden ihr Geschirr, es gibt welches für Milchiges und welches für Fleischiges sowie getrennte Waschbecken.

Was überaus interessant war, ist, dass Juden ihre eigene Zeitrechnung besitzen. Sie befinden sich nicht im Jahre 2019. Ihrer Rechnung zufolge befinden wir uns im Jahre 5779, nach der Erschaffung der Welt (auch wenn zur Kenntnis genommen wird, wie alt die Welt wirklich ist, wurde es beibehalten). Der Jahresanfang (Neujahrsfest Rosch ha-Schanah) ist im September oder Oktober. Juden nutzen diesen Jahresanfang, um sich Gedanken darüber zu machen, was sie im vorherigen Jahr falsch gemacht haben, und falls sie eine Person verletzt haben, diese um Verzeihung zu bitten. Sie feiern zuhause und backen rundes Brot, welches ein rundes Jahr symbolisieren soll. Auch die anderen jüdischen Feste wurden uns erläutert, u.a. Jom Kippur (Versöhnungstag), Sukkot (Laubhüttenfest), Chanukka (Lichterfest mit acht Kerzen), Purim (Rettung in der persischen Diaspora durch Esther) und Pessach (Fest des ungesäuerten Brotes in Erinnerung an den Exodus: Auszug aus Ägypten).

Zum Schluss der Führung gab es eine Fragerunde, in der wir Schüler der Gelehrten noch ungeklärte Fragen über das Judentum stellten. Wie zum Beispiel, warum nur Männer beim Betreten der Synagoge eine Kopfbedeckung zu tragen haben. Dies steht symbolisch für Bescheidenheit („Ich kenne meine Grenzen.“). Streng religiöse Frauen tragen übrigens auch eine „Kopfbedeckung“, z.B. ein Tuch oder eine Perücke. Eine weitere Frage war, ob bzw. wie man zum Judentum konvertieren kann. Diese Frage wurde bejaht, jedoch ist es eine sehr langwierige Prozedur, bis man übertreten kann. Zum Beispiel muss man einen Brief an den Rabbiner schreiben, dass man konvertieren möchte und erläutern warum man dies will. Die Bitte wird in der Regel zunächst dreimal abgelehnt. Die letzte Frage war, seit wann die Synagoge Hohe Weide existiert und es stellte sich heraus, dass sie 1960 eingeweiht wurde.

Abschließend ist zu sagen, dass uns die Exkursion in die Synagoge sehr viel Spaß bereitet hat und dass wir viel an neuem Wissen gewonnen haben.

Selin Yesilyurt, 13d (Reli-Profil)