17. Februar 2020
Exkursion des Reli-Profils S2 zur Langen Nacht der Weltreligionen im Thalia-Theater
Das S2-Religionsprofil besuchte zum Ende der Lessingtage im Thalia-Theater ,,Die lange Nacht der Weltreligionen“. Die Veranstaltung begann mit szenisch gestalteten Zitaten der Sintflutgeschichte aus den Perspektiven mehrerer Weltreligionen, in denen diese Erzählung wiederzufinden ist. Die bekannte Erzählung handelt von Noah, den Gott vor einer großen Flut warnt und ihm befiehlt, ein Schiff zu bauen, auf das er seine Familie und von jeder Tierart ein Männchen und ein Weibchen mitnehmen soll. Die Sintflut wurde hier als Anspielung auf den Klimawandel im Bezug auf die Religionen benutzt, sodass das Thema der diesjährigen „Langen Nacht der Weltreligionen“ deutlich wurde: Wie stehen die Religionen zur drohenden Klimakatastrophe und was können sie dagegen tun?
Passend dazu wurden auch Zitate aus dem Koran vorgetragen, nämlich aus der Erzählung „Ar-Rahman – der Barmherzige“, in der es um die Würdigung der Schöpfungen Gottes geht, z.B. dem Menschen, dem Himmel und der Erde.
Danach hielt der Philosoph Prof. Dr. Byung-Chul Han, bekannt für seine Kritik an Konsum und sozialen Medien, einen Vortrag über seine Sicht auf den Klimawandel: Seiner Ansicht nach ist die Menschheit blind für den Klimawandel. Dazu stellte er eine beeindruckende Frage: Gibt es Gott, wenn es kein menschliches Gehirn gibt, dass sich einen Gott vorstellen kann? Diese Frage brachte uns alle zum Nachdenken darüber, ob es Gott noch geben könnte, wenn die Menschheit durch den Klimawandel ausgelöscht würde. Darüber hinaus ist er der Meinung, die Digitalisierung sei kein Fortschritt für die Menschheit, da sie uns desozialisieren würde. Besonders durch soziale Medien würden wir das Zuhören vor lauter Kommunikation verlernt haben. Wir würden ein planetarisches Bewusstsein benötigen und müssten unsere Lebensform stark verändern, waren seine Abschlussworte.
Auch aus dem Buddhismus wurden Zitate vorgestellt, in diesem Fall aus der Heiligen Schrift „Digha Nikaya – die längere Sammlung, 27. Agganna Sutta“. In einem Teil dieser Erzählung geht es darum, wie die Erde laut Buddhismus entstanden ist und wie die Menschen dazu kamen, auf der Erde zu leben.
Als nächstes gab es eine Gesprächsrunde zwischen der Meeresbiologin Prof. Dr. Antje Boetius, der Soziologin Prof. Dr. Anita Engels und der Diplom-Biologin Gülcan Nitsch, in der es um Lösungsansätze zum Klimawandel ging. Nitsch erzählte von ihrem sozialen Engagement in Bezug auf die Aufklärung über Lösungsansätze, Möglichkeiten, in kleinem Maßstab selbst etwas dagegen zu tun. Viele Menschen seien nämlich gar nicht über die globale Erderwärmung informiert oder würden nicht wissen, wie sie ihren Lebensweise so nachhaltig gestalten können, dass es den Klimawandel abmildert. Als Migrantin hält sie auch viele Vorträge in türkischen bzw. muslimischen Gemeinden, wo sie über den Klimawandel informiert und darüber spricht, was die Menschen in ihrem Privatleben dagegen tun könnten.
Im Anschluss demonstrierten Jugendliche ihr Bewusstsein über den Klimawandel und ihre Bereitschaft, eine Veränderung durchzuführen durch das Theaterstück ,,Mare nostrum oder Wenn sie nicht gerettet wurden, dann rudern sie noch heute“.
Die Lange Nacht der Weltreligionen war insgesamt eine sehr eindrucksvolle und einfallsreiche Veranstaltung mit vielen verschiedenen Perspektiven zum Thema Klimawandel. Durch kulturelle Auftritte wie türkischem Gesang mit besonderen Musikinstrumenten, Lesungen auch aus kleineren Religionen, Beiträgen aus der Philosophie, Diskussionsrunden, Performances, Slam for Future und Videoprojektionen und Videointerviews aus verschiedenen Religionen wurde die Veranstaltung sehr interessant gehalten.
Drita und Muhammed (S2-Reli-Profil)